Als der Anruf vom SWR kam, konnte ich es kaum glauben, dass ich LIVE im Fernsehen über mein Herzensthema, den unerfüllten Kinderwunsch sprechen darf.
Leider ist der unerfüllte Kinderwunsch und was er mit uns Frauen macht, von Monat zu Monat zu hoffen und zu bangen, immer noch ein Tabu-Thema.
Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich die Chance bekam, in der Landesschau Baden-Württemberg LIVE darüber zu sprechen.
Und bald ging es dann für mich nach Stuttgart in das Studio vom SWR. Alleine schon das Erlebnis, mal hinter die Kulissen blicken zu dürfen, war super beeindruckend. Aber dann auch noch live vor der Kamera zu "stehen", war eine wahnsinnig tolle Erfahrung.
In dem Interview ging es zum einen um das Kinderwunsch Coaching - die wenigsten können sich unter Kinderwunsch-Coach etwas vorstellen. Viele Frauen mit einem unerfüllten Kinderwunsch wissen auch gar nicht, dass sie durch diese schwere Zeit nicht alleine gehen müssen. In meinen Kinderwunsch-Coachings geht es vor allem darum, die Frauen auf ihrer Reise des Kinderwunsches zu begleiten. Wir richten gemeinsam den Blick auf das, was bereits im Leben der Frau ist, sodass sie zuversichtlich durch ihre Kinderwunschzeit kommt. Gerade in dieser schweren Zeit ist es wichtig, Vertrauen zu haben. Vertrauen in sich und seinen Körper. Aber auch eine gewisse Gelassenheit ist mit einem unerfüllten Kinderwunsch von Bedeutung.
Im Interview ging es aber auch um mich und meinen Weg mit unserem unerfüllten Kinderwunsch. Über den Verlust meiner Zwillinge in der 8. Woche + 4. Wie ich mit dem Abgang meiner zwei Sternenkinder umgehe - sie haben mir gezeigt, dass ich/mein Körper schwanger werden kann.
Wir haben aber auch darüber gesprochen, wie es ist, wenn man von Menschen gefragt wird: "Und? Wann ist es bei euch endlich soweit?" Kaum jemand kann sich vorstellen, was das mit einer Frau mit einem unerfüllten Kinderwunsch macht.
Über den Button kommst du zum kompletten TV-Interview:
"Ich möchte anderen Frauen helfen"
Ungewollt kinderlos: Julia Schott ist selbst betroffen und hat als Kinderwunsch-Coach ihr eigenes Unternehmen gegründet
Von Sabine Holryod
Tauberbischofsheim „Wenn dir das Leben Zitronen gibt, dann mach‘ Limonade draus“: Dieser Satz auf Julia Schotts Homepage sagt viel über die junge Frau aus, die auf den ersten Blick „alles“ zu haben scheint. Doch etwas Kleines fehlt ihr bislang zum ganz großen Glück: ein Baby. Der bislang unerfüllte Kinderwunsch hat ihr schon viel Kraft und Tränen abverlangt. Doch sie hat gelernt, den Blick auf das Positive in ihrem Leben zu richten. Die gebürtige Würzburgerin, die mittlerweile in Tauberbischofsheim lebt, ließ sich zum Mental- und Kinderwunsch-Coach ausbilden und fand darin ihre Erfüllung. Sie will für Frauen da sein, die sich in derselben Situation befinden oder auf der Suche nach einem zufriedeneren, erfüllteren Leben sind.
2017 zog Julia Schott der Liebe wegen von Würzburg nach Tauberbischofsheim. Seit 2019 ist sie glücklich verheiratet. Über 20 Jahre lang war sie beruflich tätig – als Social Media Managerin, Projektmanagerin und License Consultant. Nur für sich selbst, wie sie sagt, absolvierte sie nebenbei eine einjährige Ausbildung zum Mental Coach bei Christian Huber, einem erfolgreichen Coach, Buchautor („Der Code“) und Keyspeaker. „Ich hatte schon immer gern Kontakt zu anderen Menschen und interessierte mich für Psychologie“, begründet sie diesen Schritt gegenüber den FN und sagt: „Diese Zeit tat mir sehr gut. Ich bin persönlich gewachsen und habe gelernt, aus einer anderen Perspektive auf mein eigenes Leben zu schauen.“
Denn für sie selbst war ihr Leben nicht so „perfekt“, wie es Außenstehenden möglicherweise erschien. Sie erklärt den Grund dafür: „Für mich stand immer fest, dass ich einmal Kinder haben möchte – das gilt genauso für meinen Mann. Nach unserer Hochzeit im Mai 2019 gingen wir dieses Thema an, denn ich wollte – ganz klassisch – erst heiraten und dann Mutter werden. Ich hatte also einen Lebensplan, von dem ich einfach erwartete, dass er aufgeht. Dass dieser Weg aber so schwierig, schmerzhaft und steinig sein kann, habe ich nicht gewusst.“ Sie berichtet: „Auf meiner Kinderwunsch-Reise habe ich mich innerlich selbst verloren, ich war gar nicht mehr ich. Meine ganze Leichtigkeit war dahin. Dass ich nicht schwanger wurde, bestimmte mein und unser ganzes Leben.“ Hoffnungsvoll suchte das Paar eine Kinderwunschklinik auf, ließ sich behandeln.
Unterdessen lernte Julia Schott durch ihre Ausbildung zum Mental Coach eine Frau kennen, die ungewollt kinderlose Frauen begleitet und deren Hilfe sie dann auch persönlich annahm. „Da wusste ich, das ist genau mein Job. Ich möchte anderen Frauen genauso helfen.“ Nach reiflicher Überlegung entschloss sie sich zum Sprung in die Selbständigkeit, bildete sich zum Kinderwunsch-Coach weiter. Auf einmal war sie nicht mehr Angestellte, sondern Unternehmerin. „Das war eine Art Berufung“, sagt sie im Rückblick. Im Juni 2023 begann sie mit ihrem Business. Website und Instagramkanal gingen an den Start.
Und dann, nach fast fünf Jahren in Behandlung, war sie mit Zwillingen schwanger, teilte ihr Glück auf Social Media: „Mein Mann und ich sind ganz offen mit der Schwangerschaft umgegangen.“ Doch die Babys haben es nicht geschafft. Nach acht Wochen im Glück war der Traum im November 2023 vorbei. „Jetzt habe ich eben zwei Sternenkinder“, sagt sie, lächelt tapfer und wirkt in diesem Moment unglaublich stark. „Ich habe es geschafft, wieder aus diesem schwarzen Loch herauszufinden. Wie es den ungewollt kinderlosen Frauen geht, die sich an mich wenden, weiß ich nur zu gut. Mit meiner Erfahrung und meinem Wissen möchte ich anderen Frauen helfen, aus ihrer schweren Krise herauszukommen oder bestenfalls erst gar nicht hineinzugeraten.“ Ihre Klientinnen, die sie zum größten Teil online coacht, kommen aus ganz Deutschland.
Julia Schott bedauert, dass die ungewollte Kinderlosigkeit noch immer zu den gesellschaftlichen Tabuthemen gehöre. „Es ist nichts, wofür wir uns schämen müssen. Viele Paare trauen sich jedoch nicht, darüber zu reden, dabei kann der Austausch mit Menschen in der gleichen Situation schon sehr helfen.“ Kinderlose Paare, so weiß sie, würden oft auch als karrieresüchtig abgestempelt, ohne die wahren Hintergründe zu kennen. Außerdem hat sie selbst erfahren, wie schmerzhaft gut gemeinte Bemerkungen wie: „Wie lange wollt Ihr denn noch warten – Ihr werdet ja auch nicht jünger“ oder: „Bei uns hat es auch ein bisschen gedauert“ sein können. „Es wird total unterschätzt, wie viele Paare unfreiwillig kinderlos sind und darunter leiden“, sagt sie.
Julia Schott hat gelernt, den Blick nicht auf den Mangel, sondern auf das Positive, Schöne in ihrem Leben zu richten: „Meinem Mann und mir geht es ja trotzdem gut.“ Selbstfürsorge und Selbstliebe hält sie für sehr wichtig und rät dringend davon ab, den „Schuldigen“ für diese Situation zu suchen oder sich zu fragen: Warum gerade ich? Was stimmt nicht mit mir? Denn darauf gebe es keine Antwort. Sich selbst mit anderen zu vergleichen, helfe ohnehin nicht, in keiner Situation.
Sie sagt: „Niemand ist für unser Glück verantwortlich. Wenn wir etwas in unserem Leben verändern wollen, müssen wir es selbst in die Hand nehmen.“ Durch ihre eigene Krise sei sie spiritueller, achtsamer, dankbarer geworden und könne ihr Leben wieder genießen. Genau das wünscht sie auch ihren Klientinnen. Den Frauen, die sich ebenfalls auf der Kinderwunsch-Reise befinden, möchte sie die Kraft und Zuversicht schenken, durchzuhalten, nicht aufzugeben – und sich dabei auch nicht selbst zu verlieren - so, wie es ihr einst passiert ist. „Natürlich kann ich die Frauen nicht schwanger machen“, sagt sie lachend und beschreibt ihre Tätigkeit mit einem Sinnbild: „Das ganze Leben ist wie ein Fluss, in dem aber auch Steine liegen, die das Dahinfließen zum Stocken bringen können. Vielleicht kann ich mit meiner Arbeit zumindest einen Stein aus diesem Fluss herausnehmen.“
Sie legt Wert auf die Tatsache, dass sie keine Psychotherapeutin ist und auch keine psychischen Erkrankungen behandeln kann oder darf: „Mein Coaching beruht allein auf der Persönlichkeitsentwicklung.“ Ihre eigene Kinderwunsch-Reise ist noch lange nicht beendet. Julia Schott und ihr Mann geben die Hoffnung nicht auf, bald selbst guter Hoffnung sein zu dürfen.
Weitere Informationen gibt es unter www.julia-schott.com.